Ich wünsch dir immer eine handbreit Wasser unterm Kiel.

Ein Jahr wohne ich nun schon - oder auch erst - in Kiel. Ich habe viel übers Ankommen, Eingewöhnen und Wegziehen gelernt. Das Wegziehen aus Berlin hat verdammt viel mit mir gemacht: Ich bin ein Stückchen mehr Erwachsen geworden und habe das Studierenden-Leben sehr schätzen gelernt. Für mich hat dieses Jahr einen sehr großen Teil in meiner Zeitrechnung eingenommen: Ich habe ein neues Leben aufgebaut. Und es verwirrt mich immer wieder, dass es auch noch ein "altes Leben" gibt. Die Zerissenheit macht sich jeden Tag bei mir bemerkbar: Mal schwächer und mal stärker. Besonders an den Tagen, die nach einen Berlin-Aufentalt liegen.
Aber vielleicht ist das auch alles keine Wissenschaft: Vielleicht kann man einfach wegziehen und nicht so viele pathetische Tweets schreiben wie ich und in den vielen Gesprächen mit Freund_innen über das Hierbleiben und Wegziehen Metaphern dafür finden, was wir fühlen. Es ist alles so kompliziert.
Aber trotz allem saß ich neulich ich Bus und habe darüber nachgedacht, wie ich irgendwann mit meinen Kindern mal meine alten Wohnorte in Kiel besuche. Und sie davor vom Kindergarten abhole.

"Vielleicht muss man erstmal ein paar Dinge aufgeben, um eine neue Heimat inmitten des Chaos zu finden."

Irgendwann im Laufe dieses Jahres habe ich eine Liste der Kieler Nachrichten mit dem Titel "55 Dinge, die jder Studierende einmal in Kiel gemacht haben sollte" gefunden, mir ausgedruckt und die Wand gehängt. Nicht, weil ich geglaubt habe, alle diese Dinge unbedingt machen zu müssen, sondern eher um mich immer wieder aus meiner Komfort-Zone zu bewegen und viel neues zu entdecken. Denn in Kiel bekomme ich manchmal das Gefühl, schon alles gesehen zu haben.

Irgendwann habe ich meine eigene Punkte hinzugefügt. Der 85. und letzte Punkt ist: "Sich in Kiel wohlfühlen". Und das ist wohl das Wichstigte, das man getan haben sollte.

"Man weint immer zweimal in Kiel: Einmal, wenn man herkommt und einmal, wenn man wegzieht."

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